Begegnungstag: Wir sagen „Danke“
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Der Begegnungstag mit den Spenderinnen und Spendern machte alle reicher

„Was macht mich wirklich reich?“ – Diese Frage stellte Pater Maximiliano Delfino Candido SCJ ins Zentrum seiner Predigt beim Gottesdienst am Begegnungstag der Förderinnen und Förderer der Herz-Jesu-Priester. Am letzten Samstag im Juli konnte dieses Fest zum „Danke-Sagen“ endlich wieder im Kloster Neustadt stattfinden.

Es wurde ein kurzweiliger, informativer und durchaus unterhaltsamer Tag. In einem Bilder-Vortrag stellte das Team aus dem Spendenbüro – Pater Gerd Hemken SCJ, Pater Horst Steppkes SCJ und Brigitte Deiters – viele der Projekte vor, die im vergangenen Jahr dank der Spenderinnen und Spender finanziell unterstützt werden konnten: darunter die Priesterausbildung in Südafrika, Indonesien und Freiburg, das soziale Projekt „Kasanag Daughters Foundation“ auf den Philippinen, die caritativen Einrichtungen in Transnistrien und der Neubau einer Schule in Madagaskar. Einzelne Projekte in verschiedenen Ländern erhielten auf Einzelanfragen hin ebenfalls kleinere Fördersummen. In diesem Jahr wurde auch schon Hilfe im Wert von weit über 130.000 Euro an die Menschen in der Ukraine sowie auf der Flucht aus der Ukraine überwiesen.

Partnerschaftlich gegen die Armut in der Welt

„Arm in Arm mit den Armen gegen die Armut“ – dieses Zitat des Befreiungstheologen Leonardo Boff griff P. Hemken in seinen Impulsen auf. Denn die Arbeit des Spendenbüros ist sehr auf gemeinsames Handeln ausgerichtet. So geht es bei den Förderungen darum, die Herz-Jesu-Priester dort zu unterstützen, wo sie die Not der Menschen sehen und lindern möchten. Das tun sie vor Ort gemeinsam mit den Menschen. Ein Beispiel dafür ist der Bau der Schule in Madagaskar; dort legen die Eltern und sogar die künftigen Schüler selbst Hand an, um das Vorhaben umzusetzen. Auf den Philippinen entsteht derzeit ein geistliches Zentrum: Die dortigen Herz-Jesu-Priester haben die Hälfte der Baukosten selbst aufgebracht durch Spenderinnen und Spender, die sie vor Ort angesprochen haben.

Gemeinsames Handeln bedeutet aber auch, dass die Spenderinnen und Spender mehr sind als „nur Geldgeber“. – „Für uns sind Sie Teil der Projekte und unsere Partnerinnen und Partner!“, betonte P. Hemken. Deshalb bestand an diesem Tag auch viel Gelegenheit zum Nachfragen und zur Diskussion. So drehten sich mehrere Wortmeldungen um den Wert von Bildung. Auch entwickelte sich eine kurze Diskussion darüber, ob Bildung alleine ausreicht, um eine Gesellschaft zu verändern und den Menschen eine Perspektive aus der Armut zu geben. Eine Frage war, inwieweit die Herz-Jesu-Priester alleine oder gemeinsam mit anderen Kirchen, sozialen Organisationen oder den Regierungen zusammenarbeiten. Eine Dame ging auf die schlimmen Begleiterscheinungen der Kolonialisierung ein und wollte erfahren, inwieweit die Herz-Jesu-Priester als katholischer Männerorden ihren Glauben und ihre westlichen Überzeugungen den Menschen aufzwingen oder überstülpen.

Ein gegenseitiges Geben und Nehmen

In diesem Zusammenhang war der Vortrag von P. Steppkes über die gemeinsame Eine Welt besonders wichtig und informativ. Er konnte von einigen Reisen in seiner früheren Funktion als Missionsprokurator lebendig erzählen. Er betonte die Wichtigkeit, die Kultur derjenigen zu schätzen und zu respektieren, mit denen die Herz-Jesu-Priester zusammenleben und -arbeiten. Das sei in den Anfangsjahren nicht immer einfach zu handhaben gewesen, berichtete er.

P. Steppkes wies aber auch darauf hin, dass unsere Hilfe für die Menschen in den armen Ländern keine Einbahnstraße sei. Im Gegenteil können und sollten wir auch von ihnen viel lernen über das Miteinander und die Art, gemeinsam Kirche zu sein. Lebendige Gottesdienste mit tausenden von Gläubigen, soziale Angebote nach den Gottesdiensten sowie das gemeinsame Feiern von Festen und Jubiläen waren eindrucksvolle Beispiele dafür.

Beispiele aus der Einen Welt

Die Internationalität der Herz-Jesu-Priester wurde auch durch die Anwesenheit der Studenten aus Freiburg sichtbar. Mit ihren musikalischen Beiträgen bereicherten sie den Gottesdienst. Lieder in verschiedenen Sprachen zum Zuhören und Mitsingen waren willkommene Unterbrechungen zwischen den vielen Impulsen, Rede- und Diskussionbeiträgen.

Aus Brasilien war P. Max da, der nicht nur Hauptzelebrant des Gottesdienstes war, sondern auch aus Brasilien und über sein Studium von 2011 bis 2018 in Deutschland berichtete. Nachdem er in der jüngeren Zeit in Brasilien in der Gemeindearbeit eingesetzt war, ist er im Februar nach Freiburg zurückgekehrt und wird voraussichtlich länger in Deutschland bleiben. Als weiterer Vertreter aus Brasilien stellte sich Frater Joao Pedro Kuberesky SCJ vor.

Frater Kisito Ninpa Fogan SCJ erzählte aus seiner Heimat Kamerun, dessen Bevölkerung im Durchschnitt sehr jung ist. Um die Gesellschaft für die Zukunft fit zu machen, gibt es unter anderem ein Projekt der Herz-Jesu-Priester, das Jugendlichen auf eine berufliche Ausbildung vorbereiten und ihnen helfen soll, diese erfolgreich zu absolvieren. Ebenfalls aus Kamerun stammt Fr. Namlo Ngavounsia SCJ.

Aus Madagaskar schilderte Frater Clément Randrianasolo SCJ die Folgen der schweren Hungersnot, die in seiner Heimat seit vielen Jahren herrscht. Die Schule, die die Herz-Jesu-Priester in Madagaskar bauen und für deren Bau sich Pater Bruno Razafimanantsoa SCJ engagiert, ist aus seiner Sicht ein wichtiger Baustein, dem Hunger und dem Elend zu entgehen. „Dank den Spenderinnen und Spendern erfüllt diese Schule nicht nur den Auftrag des Lernens, sondern die Kinder bekommen auch eine Mahlzeit pro Tag. Denn ohne eine Mahlzeit wären sie gar nicht lernfähig.“ Fr. Bruno Rafanomezantsoa SCJ und Fr. Patrice Rakatoniaina SCJ stammen ebenfalls aus Madagaskar. Sie wie auch die anderen jungen Herz-Jesu-Priester unterhielten sich in den Pausen lebhaft mit den Gästen und berichteten bereitwillig aus ihrer Heimat, ihrem Leben und von ihrem Studium.

Als vierter Vertreter des Nachwuchses innerhalb der Herz-Jesu-Priester sprach Frater Théodore Bongmoyong Lemnyuy SCJ über seine Studienzeit in Freiburg und die vergangenen 15 Monate, die er in Neustadt verbracht hat. Hier hat er seine Abschlussarbeit fertig gestellt über ein Thema, das ihm ganz besonders am Herzen liegt: „Die Tugend der aktiven Friedensbereitschaft“. Die Frage, die darin mitschwingt, lautet: Wofür braucht man überhaupt die Theologie, und was kann sie zum Frieden beitragen? Die Antworten sind sehr komplex, aber über eine Tatsache lässt Frater Théodore keine Diskussion zu: „Die größte Dummheit der Menschheit ist der Krieg!“

Und auch er ist überzeugt, dass der Ordensgründer Pater Leo Dehon richtig entschied, als er Bildung zur wesentlichen Aufgabe des Ordens machte: „Sie ist der erste Schritt zu einem Friedensaufbau.“

Alle sind reicher geworden

Die Teilnehmenden des Begegnungstags erfuhren in diesen Stunden ganz persönlich, was sie reich macht: Es waren die Informationen, die Begegnungen untereinander und auch das gute Gefühl, dass sie mit ihren Spenden helfen, die Welt ein bisschen besser und gerechter für alle zu machen.

Sie genossen die gute Versorgung im Kloster Neustadt. Zusammen mit P. Hemken machten sie einen Spaziergang durch den Klosterpark und besichtigten die Krypta. Und einige von ihnen nutzten die Gelegenheit, gleich ein ganzes Wochenende in Neustadt zu verbringen. Für sie gab es am Freitagabend unter anderem eine Weinprobe.

Ob für den Begegnungstag oder für das Wochenende als Gast: Auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr freuten sich beim Abschied alle. Die Vorüberlegungen dazu sind schon wieder gestartet!