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„Eine Sendung in die Welt, die uns wirklich braucht“

Festgottesdienst im Klosterpark zum Herz-Jesu-Fest

„Bilde unser Herz nach deinem Herzen“

Unter diesen Gebetssatz stellte der Speyerer Domkapitular Franz Vogelgesang seine Predigt zum Herz-Jesu-Fest im Kloster Neustadt. Im Anschluss an den Festgottesdienst weihte er die neu renovierte Krypta ein.

An den Anfang seiner Predigt stellte Franz Vogelgesang eine kleine Austauschrunde unter den Gottesdienstteilnehmern, welches Buch sie denn in der letzten Zeit gelesen haben. Nachdem dieser Einstieg noch fröhlich war, stellte er fest, dass die Situation in Kirche und Welt derzeit eigentlich viel Anlass zu Sorge gebe und mehr Fragen als Antworten biete. „Wir stecken in einer Krise“, bestätigte er die Auffassung vieler, um danach auf das Zitat von Kardinal Reinhard Marx zu verweisen, der von einem „toten Punkt“ in der Kirche sprach.

Von diesem Zitat aus kam der Festprediger auf das Buch des Jesuiten Alfred Delp „Im Angesicht des Todes“. Darin beschrieb dieser bereits die Notwendigkeit der Kirche zur Rückkehr in die Diakonie. Denn es müsse der Kirche um die Not der Menschen gehen, nicht um ihren eigenen Geschmack, Vorlieben oder Traditionen. In der Kirche müsse es immer um das Dienen an den wie auch immer erkrankten Menschen gehen. Und er mahnte: „Wir werden nur dann verstanden und gewollt, wenn aus der Kirche erfüllte Menschen kommen.“

Die Kirche, so Vogelgesang, sei an einem toten Punkt, „weil wir die Diakonie und Geisterfüllung nicht mehr im Blick haben.“ Der Mensch und Gott müsse im Mittelpunkt der Kirche stehen mit Jesus, der Mensch und Gott ist. „Ihm müssen wir uns anvertrauen und fragen: Was willst du?“ Das sei kein leichter Weg, räumte er ein – „nicht persönlich für jeden Einzelnen, und nicht für die Kirche.“

Domkapitular Vogelgesang nahm ich Bezug auf das Schreiben von Papst Franziskus an Kardinal Marx, das er als „klug“ bezeichnet. Er zitierte einige Passagen, unter anderem, dass die Menschen von der Kirche Reformen verlangen, „und jede Reform beginnt bei sich selbst.“ Was die Kirche und die Menschen retten werde, sei am Ende, dass sie dem die Tür öffnet, „der allein uns retten kann.“ Der Schlüssel zu dieser offenen Tür sei Mitleid und Zärtlichkeit.

Der Kreis schloss sich mit der Schlussbemerkung, dass es nicht ausreiche, Bücher zu besitzen und zu lesen, sondern das Gelesene in die Tat umzusetzen. Das beinhalte Umkehr, ein Schulbekenntnis und die Bereitschaft, sich der Realität und Gott zu stellen.

In dieser Hinsicht verstand Domkapitular Vogelgesang den Schlusssegen als eine „Sendung in die Welt, die uns wirklich braucht.“

„Ein schöner, würdiger Ort mit einer schlichten Eleganz“

Im Anschluss segnete Vogelgesang die neu renovierte Krypta. In einer kurzen Ansprache erinnerte P. Gerd Hemken SCJ, Rektor des Herz-Jesu-Klosters Neustadt, daran, dass es bereits in den Jahren 2014/15 erste Überlegungen gab, die Krypta zu renovieren. Allerdings fehlten damals Geld und zündende Ideen.
Aber dann wurde die Renovierung unumgänglich, so P. Hemken: Die Elektronik funktionierte nicht mehr, alles war in die Jahre gekommen, und der Geruch vertrieb die Menschen aus dem Raum unterhalb der Klosterkirche. Nach der Entrümpelung der Krypta begannen dann die Ideen zu sprießen. Großen Anteil daran hatten Berater und Firmen, und allen voran Katharina Bachtler-Großmann. Bei der Provinzsekretärin liefen während der gesamten Maßnahme alle Fäden zusammen.

Sie ihrerseits bedankte sich bei der Ordensprovinz und bei P. Hemken, dass ihr dieses „wunderschöne Projekt“ anvertraut wurde, bei dem praktische Überlegungen und der theologische Unterbau gemeinsam zum Ergebnis beitrugen. Sie lobte alle beteiligten Firmen aus Neustadt und der Region, „die wirklich ihr Handwerk verstehen.“

Für Rektor P. Hemken ist die Krypta nun ein „schöner, würdiger Ort mit einer schlichten Eleganz“, von dem er hofft, dass hier viele Menschen zu sich selbst und zu Gott finden.

Ab jetzt ist die Krypta auch täglich für Besucher geöffnet.

„Wir sind nur ein kleines Kloster in der Pfalz“, scherzte er – und nannte es doch in einem Atemzug mit Projekten wie die Elbphilharmonie, denn auch hier sind die Kosten unerwartet gestiegen: von anfangs geplanten 160.000 Euro auf schließlich 320.000 Euro. Umso dankbarer ist P. Hemken für den Zuschuss des Bistums in Höhe von 80.000 Euro und private Spenden von insgesamt 53.000 Euro.

Ausblick auf gemeinsames Feiern

Alle am Bau Beteiligten und die Spender werden im Herbst zu einem großen Fest eingeladen, sobald Corona dies wieder zulässt, versprach er.
Und nachdem die Feier zum Herz-Jesu-Fest in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal ausfallen musste, kündigte er eine umso größere Feier im kommenden Jahr an: Dann wieder mit Grillfest und gefolgt von einem zweitägigen Klostermarkt, der im vergangenen Jahr anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Herz-Jesu-Kloster Neustadt“ eigentlich hätte Premiere haben sollen.