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Zwischen Pfälzer Wald und „17 Zielen der Nachhaltigkeit“

Eine Walderkundung, Informationen über den Forschungsstand zum Klimawandel und hilfreiche Anregungen, wie nachhaltiger Lebensstil begeistern und was ihn erleichtern kann: Das sind drei verschiedene Zugänge zum Thema „Klimawandel – Lebenswandel“. Die Katholische Erwachsenenbildung des Bistums Speyer, das Kloster Neustadt sowie die Neustadter Pfarrei Theresia von Avila veranstalteten gemeinsam die Auftaktveranstaltung der neuen Reihe „Auf den Punkt.“ – Ein Nachbericht.

Zukunftsbäume für den Wald

Den Auftakt der Veranstaltungsreihe bildete am Samstagmittag eine Waldwanderung mit Jens Bramenkamp, der das Forstrevier „Hohe Loog“ (Bereich um Hohe Loog und Kaltenbrunner Tal, Hambach und Schloss, Diedesfeld) leitet und die Teilnehmenden mitnahm in „seinen“ Pfälzer Wald. An unterschiedlichen Etappen sensibilisierte er dafür, am Baumbestand die Folgen des Klimawandels zu erkennen und einzuordnen. Besonders das Sterben von Fichte und Kiefer sei dabei von großer Bedeutung und werde das Bild unserer Wälder in den kommenden Jahren massiv verändern.

Da die konkreten Folgen des Klimawandels für die Wälder noch nicht genau abzusehen seien, setzen die Forstleute im Pfälzer Wald auf eine Stärkung von Mischwäldern und unterstützen das Wachstum des Waldes, indem sogenannte „Zukunftsbäume“, jene mit besonders guter Genetik, ausgewählt und in ihrer Verjüngung unterstützt werden. Außerdem, so Bramenkamp, sei jetzt noch Zeit – wenn auch nicht mehr viel –, Dinge auszuprobieren, mit verschiedenen Baumarten zu experimentieren und so zu erkunden, was bei einer massiven Veränderung klimatischer Bedingungen im deutschen Wald funktionieren kann.

Wichtig ist ihm dabei, dass der Wald gleichermaßen als Ort der Lebensqualität und als Lieferant von Rohstoffen wahrgenommen wird. Das müsse immer in einem guten Verhältnis stehen, um eine Ausbeutung des Waldes zu vermeiden und ihn für nachfolgende Generationen zu erhalten. Damit das gelingt, sind die Forstleute bei ihrer Arbeit den FSC-Standards für nachhaltige Waldwirtschaft verpflichtet, setzen beispielsweise also keine Gifte ein, befahren nur speziell ausgewiesene Wege und überlassen bestimmte Waldflächen als „Urwald“ auch mal ganz der Natur.

Für Jens Bramenkamp ist klar, dass seine Enkelkinder den Wald, wie wir ihn heute kennen, nicht mehr erleben werden. Und gerade weil er weiß, wie fragil das System Wald ist und wie sehr nachfolgende Generationen auf die Weichen, die er mit seinen heutigen Entscheidungen stellt, angewiesen sind, macht er seine Arbeit mit viel Idealismus und Herzblut und begeisterte alle Teilnehmenden.

Vom Fuß- und Handabdruck

Nach einer stärkenden Kaffeepause im Kloster Neustadt folgte in der dortigen Aula ein theoretisch ausgerichtetes Modul mit dem Titel „Dem Klimawandel begegnen. Hier und global – jetzt und für die Zukunft“. Die Geographin Dr. Nicole Aeschbach ordnete die klimatischen Veränderungen, die wir heute wahrnehmen, in einen erdgeschichtlichen Kontext ein und zeigte fundiert und trotzdem leicht verständlich, weshalb der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Gegensatz zum vorindustriellen Niveau keine zufällige und vernachlässigbare Schwankung, sondern eine echte Bedrohung für das Leben auf der Erde ist.

Überrascht waren die Teilnehmenden darüber, dass der Temperaturanstieg aufgrund der großen zusammenhängenden Landmasse in Europa besonders schnell voranschreitet und daher in Deutschland bereits ein Anstieg um zwei Grad zu verzeichnen ist, während der globale Durchschnitt noch bei 1,2 Grad liegt. Aus diesem Fakt und der historischen Verantwortung, die westliche Länder aufgrund ihrer Ressourcennutzung und industriellen Entwicklung gegenüber anderen Regionen der Welt haben, leitete sie einen Appell zu schnellen und umfassenden Maßnahmen im Klimaschutz ab.

Denn, so machte sie immer wieder klar, es ist zum einen notwendig, durch Emissionssenkungen das Klima nicht noch weiter zu erwärmen und sich außerdem gute Strategien zur Anpassung an die neue Wirklichkeit zu überlegen. Für alle, die sich im Klimaschutz engagieren wollen, stellte sie außerdem neben dem individuell bestimmbaren CO2-Fußabdruck auch die Idee des Handabdrucks vor, bei dem es darum geht, nicht nur sein individuelles Verhalten zu verändern, sondern sich am besten gemeinsam in einer Gruppe für die Veränderung von Strukturen, Regeln und Rahmenbedingungen einzusetzen, sodass Klimaschutz und Nachhaltigkeit für viele Personen dauerhaft verankert werden.

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

An diesen letzten Punkt konnte nach dem gemeinsamen Abendessen das dritte Modul mit dem Titel „Vom Wissen zum Handeln – Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Alltag“ anknüpfen. Dr. Max Jungmann (Gründer und Geschäftsführer von Momentum Novum, einer Strategieberatung mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit) stellte den Teilnehmenden die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung  vor, auf die sich die Vereinten Nationen im Rahmen ihrer 2030-Agenda geeinigten, um die Umstellung zu einer weltweiten, nachhaltigen Gesellschaft zu erreichen. Neben dem Klimaschutz sind auch die Beendung von Ungleichheit, der Schutz von Leben im Meer und an Land sowie Bildung und Frieden einige der Ziele, die es zu erreichen gilt, wenn unser Zusammenleben wirklich nachhaltig werden soll. Der Referent zeigte den Teilnehmenden immer wieder auf, wie sehr die Ziele miteinander verwoben sind und wie wesentlich es daher ist, nicht an die propagierte „einfache“ Lösung zu glauben, sondern Systeme zu hinterfragen und auf versteckte Problemfelder zu achten.

Dies sei genauso die Aufgabe großer Unternehmen und Verbände wie auch die der Verbraucher*innen, die durch ihre Konsumentscheidung maßgeblichen Einfluss auf die Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen hin zu mehr Nachhaltigkeit hätten. Als Praxistipps stellte er daher nachhaltige Labels und Firmen vor, die sich mit einer Produktidee den 17 Nachhaltigkeitszielen verpflichtet sehen und so versuchen, eine Branche zu revolutionieren.

Er warnte allerdings auch vor sogenanntem „Greenwashing“, einer Strategie, die manche Unternehmen anwenden, um lediglich nachhaltig zu wirken, ohne tatsächlich nachhaltig zu sein. Vorschub leiste dem, dass es bisher noch kein unabhängiges Nachhaltigkeitssiegel gibt, sodass der*die Konsument*in immer noch selbst recherchieren müsse. Meist, so Jungmann, lohne es aber, die Unternehmen zu hinterfragen, die lediglich mit einer CO2-Kompensation werben. Denn die Kompensation sei nur das letzte Mittel, wenn bereits Emissionen verursacht worden seien.

In erster Linie sei es hingegen wichtig, Strukturen so zu verändern, dass sich die Grundhaltung ändere und bereits zu Beginn der Produktionskette Veränderungen vorgenommen werden. Für Unternehmen gilt somit ebenso wie für Einzelpersonen an der Wurzel anzusetzen und vor einer Anschaffung zu fragen: „Brauchen wir das gerade wirklich? Und wenn ja: Gibt es eine nachhaltigere Alternative?“

Mit diesem Aufruf hin zu bewussteren Entscheidungen und damit dem Schutz und Erhalt unseres Lebensraumes ging ein sehr informativer und vielseitiger Thementag zu Ende, der die Teilnehmenden ebenso wie die Verantwortlichen durch viele neue Erkenntnisse und Ideen bereichert hat.

Weitere Veranstaltungen in der Reihe „Auf den Punkt.“ finden Sie hier.

Text/Foto: Sonja Haub, Referentin KEB Speyer