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Ersatz für ausgefallene Wanderung: Impuls und Bild online

Bild von Pater Rudi Turske SCJ

Es geht um Begegnung

Samstag, 06. Februar 2021 – auch die erste Wanderung des Jahres mit Bruder Josef Faath SCJ fällt wegen Corona aus. Aber für „Wanderwillige“ hat er seinen geplanten Impuls schriftlich zusammengefasst und schreibt: „… Deshalb findet die Wanderung wieder virtuell statt, d.h. wir wandern in der Phantasie. Wenn jemand privat wandern will – eventuell auf einem selbst ausgewählten Weg – und dazu die Texte mitnimmt, sage ich nur: gute Idee.“

„In diesem Jahr möchte ich Bilder von P. Turske nutzen zu einem Spaziergang durch die Bibel.Die Reihenfolge, die ich dabei einschlage, hat etwas Willkürliches, aber das ist Absicht. Ich möchte bewusst von der Chronologie Abstand nehmen und jede Szene für sich als Einheit betrachten. Die größeren Zusammenhänge ergeben sich erst, wenn die Einzelteile präsent sind“, erläutert er die Gesamtplanung für dieses Jahr.

Und so geht es in der ersten Wanderung um eine adventliche Szene: Die Begegnung von Maria und Elisabeth.

Einführung

„Viele Bibelausleger betrachten hier lediglich die erste Begegnung des ungeborenen Jesus mit dem ebenfalls noch ungeborenen Johannes der Täufer, aber schauen wir doch mal auf die Begegnung der beiden Frauen.

Das Lukasevangelium verlegt die Heimat von Maria nach Nazareth (nebenbei bemerkt: nach Matthäus war die Heimat von Maria in Bethlehem). In der Verkündigungsszene erfährt Maria, dass auch Elisabeth schwanger geworden ist. Neuere Übersetzungen berichten von einem nicht näher definierten Verwandtschaftsverhältnis der beiden Frauen; frühere bezeichnen sie als Cousinen, was bei dem Altersunterschied aber sehr unglaubwürdig klingt. Aber lassen wir das mal beiseite.

Warum Maria zu Elisabeth geht, wird ebenfalls in der Bibel nicht gesagt; frühere Traditionen wollten die besondere Demut von Maria betonen und erklären, sie wolle Elisabeth in der Zeit ihrer Schwangerschaft behilflich sein. Ich glaube aber, da steckte mehr dahinter, und so hat es auch P. Turske gesehen, der die erste Begegnung hier ins Bild gebracht hat.

Für mich ist das eine Begegnung zweier Menschen, zwischen denen schon länger eine enge Beziehung besteht: Menschen, denen es wichtig ist, die neue Situation in ihrem Leben nun gemeinsam zu beginnen.

Denken wir nun bei Musik über diese Begegnung nach; und seid nicht überrascht über meine Musikauswahl – die Quelle gehört in einen völlig anderen Kontext, aber der Text des Liedes passt meiner Meinung nach, ganz gut auch hierzu.

Es ist das Lied „my heart will go on“ von Celine Dion aus dem Film „Titanic“.
Link zum Youtube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=3gK_2XdjOdY

Hier die deutsche Übersetzung:

Jede Nacht, in meinen Träumen
Sehe ich dich, fühle ich dich
So kenne ich dich, mach weiter
Weit über die Distanz und den Raum zwischen uns bist du gekommen um mir zu zeigen, dass du weiter machst
Liebe kann uns einmal berühren
Und für ein Leben bleiben
Und uns niemals loslassen, bis wir sterben
Liebe war als ich dich liebte ich halte sie für die einzig wahre Zeit in meinem Leben werden wir immer weiter machen
Nah, fern, wo immer du auch bist
Ich glaube daran, dass das Herz weiter schlägt
Einmal mehr öffnest du die Türe und du bist hier, in meinem Herzen und mein Herz wird weiter und weiter schlagen
Du bist hier, es gibt nichts, das ich fürchte und ich weiß, dass mein Herz weiter schlagen wird
Wir werden für immer so weiter machen du bist in meinem Herzen sicher und mein Herz wird weiter und weiter schlagen

Begegnung und Beziehung sind Herzenssache. Da, wo diese Musik herkommt, geht es letztlich auch um eine Begegnung – eine Begegnung, die allerdings erst am Ende des Lebens stattfindet. Und keiner kann rational ergründen, warum Begegnungen so wichtig in unserem Leben sind.

Start

Nah, fern, wo immer du auch bist, ich glaube daran, dass das Herz weiter schlägt. Einmal mehr öffnest du die Tür und du bist hier, in meinem Herzen, und mein Herz wird weiter und weiter schlagen: „My Heart will go on“

Erste Station (am Hauberbrunnen)

Lk 1,39: „Nach einigen Tagen“, also wenige Tage nach der Verkündigungsszene, „machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.“ Versucht Euch das mal bildlich vorzustellen: Da läuft ein junges Mädchen aus dem Haus, einfach nur, um diese Elisabeth zu besuchen.

Und dann denkt daran: Die Rede ist von Maria, allein als junges Mädchen auf einem drei-Tages-Marsch. Mir kommt das fast so vor, als hätte der Evangelist hier gar nicht darüber nachgedacht, was er da schreibt. Und bei mir gerät dabei die Phantasie ins Galoppieren; aber in der Bibel steht tatsächlich nur dieser eine Satz.

Zweite Station (an der Holzbrücke)

„Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib.“ (Lk. 1,41) – was wurde dazu nicht schon alles spekuliert, was das bedeuten könnte. Ich sehe das pragmatischer: Jede Frau, die schon mal im sechsten Monat schwanger war, kennt das; eine Überraschung – auch eine freudige – und das Kind versetzt seiner Mutter einen Tritt. Und wenn die Mutter dem eine Deutung gibt, ist das immer der Ausdruck der aktuellen Emotionen: „In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.“ (Lk. 1,44)

Dritte Station (Königsmühle)

In der heutigen Bibelstelle gibt es einen Abschnitt, der zeigt, dass das absolut keine Geschichtsschreibung, sondern ein Glaubenszeugnis ist. Und diesen Abschnitt möchte ich jetzt mit euch beten:

Das Magnificat (Lk 1,46b-55)
Meine Seele preist die Größe des Herrn, / und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. / Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. / Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. / Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. / Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. / Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: / Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; / er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. / Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. / Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, / das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

Gebet zum Mittagessen

Nah, fern, wo immer du auch bist, ich glaube daran, dass das Herz weiter schlägt. Einmal mehr öffnest du die Tür und du bist hier, in meinem Herzen, und mein Herz wird weiter und weiter schlagen.

Kurzbeschreibung des Weges ab Kloster Neustadt

Über den Jakobsweg, dann vorbei an der Königsmühle zur Kaltenbrunner Hütte; der Rückweg führt über das Mausoleum.

Zwischenhalte am Hauberbrunnen, Holzbrücke und Königsmühle. Mittagspause war an der Kaltenbrunner Hütte geplant.

Foto ©: Kloster Neustadt