Szenen aus der Passion von P. Rudi Turske SCJ
Noch einmal hat sich Bruder Josef Faath SCJ entschieden, den Wandertag (geplant für 06.03.2021) ausfallen zu lassen, und stattdessen seine Gedanken und Impulse aufgeschrieben.
Die geplante Wanderung ist zwar rund 20 Kilometer lang, dafür aber „relativ einfach zu gehen.“ Bruder Josef erklärt: „Wir starten auf dem Quellenweg, dann vom Mausoleum zuerst zum Wolfsburgblick, vorbei an der Hirschquelle und weiter zum Sternberg. Auf dem breiten Weg weiter stößt man bald auf die Markierung blau-weißer Balken. Dieser Markierung folgen wir über den Hahnenschritt zur Hüttenhohl. Dort könnte die Mittagspause eingelegt werden.
Die Hüttenhohl ist ein Wald-Wander-Parkplatz und hat ihren Namen von einer römischen Wachhütte, die hier eine Kreuzung der alten Römerstraßen bewachen sollte. Lediglich ein Gedenkstein an der Straße erinnert noch daran.
Für den Rückweg folgen wir der Markierung weißer Punkt – und wo die Markierung nicht zu finden ist, bleibt man auf dem breitesten Weg. Im Zweifelsfall folgt man dem, der am deutlichsten bergab führt. Unten im Tal stößt man auf die Markierung blau-roter Balken; dieser Weg führt an der Kaltenbrunner Hütte vorbei zurück zu Mausoleum, Conrad-Freytag-Weg und Kloster.
Zur Erinnerung: In diesem Jahr wandert Bruder Josef mit Bildern von P. Rudi Turske SCJ durch die Bibel. Das ausgesuchte Bild beschreibt er folgendermaßen: „Das heutige Bild existiert leider nicht mehr in dieser Form. Angelehnt an ein altes Dia habe ich es digital aus Fotos rekonstruiert. P. Turske ist hier einer Tradition der frühen 1960er gefolgt und hat verschiedene Szenen aus der Passion in ein gemeinsames Bild zusammengeführt.
Im Nazarenerstil findet man diese Art häufig, hier haben wir die markante Handschrift unseres Mitbruders. In dieser Zeit hat man sich darauf verlegt, ausdrücken zu wollen: Schaut, wie viel Jesus für uns auf sich genommen hat, wie schwer sein Leiden war und wie hart sein letzter Weg.
Die Herz-Jesu-Frömmigkeit hat dies so aufgegriffen mit der Forderung: Wenn Jesus uns so geliebt hat, müssen wir ihn umso mehr lieben. Die Frage, warum das geschehen ist, hat man immer beantwortet mit der Sühne für unsere Sünden. So, als ob Gott ein Schlachtopfer nötig hätte, um uns vergeben zu können.
Generationen von Gläubigen haben das so geschluckt; aber ich muss ehrlich bekennen, dass mir diese Erklärung nicht schmeckt. Wie es soweit kommen konnte, habe ich einmal so formuliert: Es ist richtig, immer bei der Wahrheit zu bleiben. Aber wer immer wahrhaftig ist, muss damit rechnen, dass man ihn dafür ans Kreuz nagelt.
Mahatma Gandhi wurde dafür erschossen, Martin Luther King ging es so – und schon vor 2000 Jahren war das nicht anders.
Dass die Passion als Befreiung von unseren Sünden gesehen werden kann, ist sicher richtig. Und dass Jesus bereit war, so weit zu gehen, ist ein zentraler Gedanke in der Herz-Jesu-Frömmigkeit.
Aber dann folgt die Frage: Was hat das mit mir zu tun? Ihr seht, auch ich bin mit diesen Überlegungen noch nicht fertig – wahrscheinlich reicht dafür ein ganzes Menschenleben nicht aus.
Ich möchte Euch einladen, heute einmal diese Sache zu betrachten unter der Fragestellung: Was hat das mit mir und meinem Leben heute zu tun? Und für eine kurze Zeit der Besinnung habe ich eine Musik gefunden, wo genau diese Fragen gestellt werden: Jesus, wer bist du, was hast du geopfert, stimmt das, was man über dich sagt?“ (Musik: A. L. Webber, aus dem Musical „Jesus Christ, Superstar“)
Superstar! Immer, wenn ich dich anschaue, verstehe ich nicht, warum du alles, was du getan hast, so aus der Hand gleiten lässt.
Dir wäre es besser ergangen, wenn du es vorher geplant hättest. Auch wir haben das Recht, mit einer gewissen Ratlosigkeit vor dem Kreuz zu stehen und zu fragen: Gab es keinen anderen Weg? (An den einzelnen Stationen können nun die Texte / Fragen gelesen werden.)
„Versteh mich nicht falsch. Ich will ja nur wissen: Jesus Christus – Jesus Christus – Wer bist du? Was hast du geopfert? Jesus Christus – Superstar – Glaubst du, du bist, was man von dir sagt?“
Die Passion beginnt am Ölberg. Früher hat man oft göttliche Allwissenheit betont und damit erklärt, dass Jesus wusste, was auf ihn zukommt. Ich meine, es genügt gesunder Menschenverstand, um sich ausmalen zu können, worauf das alles hinausläuft. Und Jesus stand hier tatsächlich vor der Frage: Bleibe ich konsequent oder laufe ich davon?
Gehen wir weiter zur Gerichtsverhandlung. Auch hier hat man schon viel hineininterpretiert. Letztlich ist das Ganze nur ein Schauprozess, um den Vorschriften des römischen Rechts Genüge zu tun. Jesus war ein Störfaktor, der wegmusste. Und Jesus muss das von Anfang an gespürt haben. Das Einzige, was da hilft, ist grenzenloses Gottvertrauen, auch wenn die Entscheidung längst gefallen ist.
Die Vollstreckung des Urteils ist für die Römer reine Formsache. Und auch ich habe mir oft die Frage gestellt: Gibt es etwas, das für mich so wichtig ist, dass ich bereit bin, dafür in den Tod zu gehen? Und was war es, was für Jesus diesem Weg einen Sinn gab? Wie ich schon gesagt habe: Dass Gott ein Schlachtopfer brauchte, um den Schuldschein, der uns anklagt, vernichten zu können, daran glaube ich nicht. Da muss was Anderes sein.
„Versteh mich nicht falsch. Ich will ja nur wissen: Jesus Christus – Jesus Christus – Wer bist du? Was hast du geopfert? Jesus Christus – Superstar – Glaubst du, du bist, was man von dir sagt?“
Über diesen Judas habe ich auch schon oft nachgedacht: Warum wurde er zum Verräter? Webber und Rice sehen in seinem Verrat einen letzten Versuch, Jesus auf eine bestimmte Bahn zu bringen; und als das scheitert, ist auch Judas mit seinem Latein am Ende. Was bleibt, ist die Frage: Wer ist dieser Jesus? Und mit dieser Frage möchte ich Euch weiter in diese Fastenzeit schicken.
Rückweg wie oben beschrieben.
Foto ©: Kloster Neustadt / Bruder Josef Faath SCJ