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Eine Frage, viele Facetten: „Wird die Kirche noch gebraucht?“


„Wird die Kirche noch gebraucht?“ – Das war die Frage des Mittwochsgesprächs „Talk im Kloster“ in dieser Woche. „Eine abschließende Antwort auf die Frage des Abends konnte – wie zu erwarten – nicht gefunden werden“, so das Fazit von Dr. Christoph Götz. Der Leiter des Bildungs- und Gästehauses KLOSTER NEUSTADT ist auch der Referent der Mittwochsgespräche. „Zudem hängt die Antwort auch immer von sehr persönlichen Umständen, Erfahrungen und Erwartungen ab. Das Gespräch darüber und die Auseinandersetzung mit den vielen Facetten der Thematik war dennoch eine gute, für den ein oder anderen vielleicht sogar erkenntnisreiche Erfahrung.“
Mit verschiedenen Bildimpulsen – leere Kirchenbänke, Kirche als prunkvoller Macht- und Finanzapparat, ein farbiges Mosaik von Jesus, der die Schafe weidet – führte er in das Thema ein. Er thematisierte, was Kirche von ihrem Ursprung her ist und sein sollte, um dann später diesen Befund mit der gegenwärtigen Situation der Kirche abzugleichen: Tut die Kirche, was ihr als Auftrag mitgegeben ist – und wenn ja, tut sie es zielführend, menschenfreundlich und nachvollziehbar?
Aus der historischen Entwicklung der Kirche heraus kam das Gespräch auf die gegenwärtigen Spannungsfelder innerhalb der Kirche: z. B. „Vielfalt und Einheit“, „Tradition und Innovation“, „Geist und Dogma“. Dr. Götz referierte über statistische Erhebungen und Umfrageergebnisse, die die aktuelle Krise der Kirche verdeutlichen: die Zahl der Kirchenaustritte und die Gründe dafür, Motivationskrisen bei den Mitgliedern und ihre Haltung zu umstrittenen Fragen. Paradox ist, dass in den letzten Jahren die Kirchensteuereinnahmen gestiegen sind bei gleichzeitig zunehmendem Glaubwürdigkeits- und gesellschaftlichem Relevanzverlust der Kirche.
Selbstverständlich wurden die wichtigsten Themen angesprochen, die innerhalb der Kirche diskutiert werden: Sexualmoral, Zölibat und Zugang zum Priesteramt, Missbrauchsskandal, die Haltung zu Homosexualität, Ausgrenzung wiederverheiratet Geschiedener, Kirche als Macht- und Geldapparat, Sprache der Kirche, Diskrepanz zwischen Lehre, Verkündigung und Lebenspraxis der Amtsträger und auch das Beispiel „Köln“ waren Stichworte.

Antwortversuche und persönlich Stellungnahmen

Die Probleme der Kirche und der Menschen mit dieser Kirche waren den Teilnehmenden natürlich hinlänglich bekannt. Sie diskutierten daher auch über aktuelle Bewertungen in, aus und über die Kirche. Sie sprachen über Ansätze zur Bewältigung der Krise und über Antwortversuche auf die Frage nach der Existenzberechtigung von Kirche in der heutigen Zeit. Sie gaben zum Teil persönliche Stellungnahmen ab. Und sie tauschten sich auch über den Synodalen Weg und den Visionsprozess „Segensorte“ im Bistum Speyer aus. Dabei thematisierten sie natürlich auch, wie authentisch die gegenwärtige (Amts-)Kirche im Hinblick auf ihre ursprünglichen Aufgaben agiert und wo die Ursachen für die vielen Defizite liegen könnten.
Am Ende gab es einen gewissen Konsens: Zentrales Anliegen der Kirche sollten die Reich-Gottes-Verkündigung und das Aufzeigen eines Sinn- und Lebenshorizonts jenseits unserer Welt sein. Dabei sollte sie aber nicht zu einer x-beliebigen Stimme im Chor der verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Institutionen werden.
Darauf aufbauend stellten die Teilnehmer die Frage, wie dieses Anliegen heute vermittelt werden könnte – ob es dazu nicht doch eines radikalen Umdenkens und Umgestaltens von Kirche bedarf – strukturell, inhaltlich und personell.
Einfache Antworten gibt es auf diese komplexen Fragen nicht.